Magnus Frisch (Hg.): Alte Sprachen – neuer Unterricht (= Ars Didactica ­- 1 -  Marburger Beiträge zu Studium und Didaktik der Alten Sprachen), Speyer 2015

Bildungspolitische Rahmenbedingungen und gesellschaftspolitische Wandlungsprozesse erfordern auch in der Fachdidaktik der Alten Sprachen Aufmerksamkeit und Umsicht. Seit einigen Jahren ist der Sprachunterricht in der fachdidaktischen Diskussion intensiver geworden. Dies zeigen etliche Neuerscheinungen wie beispielsweise Peter Kuhlmanns Aufsatzsammlungen „Lateinische Grammatik unterrichten“ (2014) und die „Lateinische Literaturdidaktik“ (2010) sowie der Beitrag „Lateinunterricht und Zweitsprachenförderung – Neue Perspektiven für eine alte Sprache“ von Stefan Kipf (2014),  – um hier nur einige wenige Publikationen zu nennen. Dabei steht die Sprache Latein als Modell für Sprache schlechthin im Zentrum der Betrachtung. Anders als in der Zeit, in der der Lateinunterricht grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt wurde, werden in den gegenwärtigen fachdidaktischen Beiträgen Lösungsansätze auf die sich verändernden Rahmenbedingungen gesucht: zunehmende Heterogenität in den Klassen und Kursen - auch durch Inklusion und Migration, ein sich wandelndes Lernverhalten der Schülerschaft, Fragen nach der Anschlussfähigkeit der fachspezifischen Besonderheiten und nicht zuletzt den Anspruch an ein Fach, das in einem historisch-ethischen Diskurs einen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung leisten möchte (vgl. Kerncurricula der Fächer Latein und Griechisch).

 Um all diesen Anforderungen und Herausforderungen gerecht zu werden, ist eine intensive Beschäftigung mit den Facetten der lateinischen Fachdidaktik sinnvoll und notwendig. In diesem Zusammenhang bietet die Neuerscheinung „Alte Sprachen – neuer Unterricht“ hilfreiche Anregungen zur Gestaltung eines ansprechenden modernen und reflektierten Sprachunterrichts.

Bereits in seinem Vorwort zum Sammelband „Ars Didaktica“ macht der Herausgeber Magnus Frisch darauf aufmerksam, dass die Beiträge der Autoren auf eine Vortragsreihe an der Fakultät für Klassische Philologie der Marburger Universität zurückgehen. Die Themenbreite der Aufsätze, die Darstellungsform und die Querverweise sind so angelegt, dass hier eine tragende Brücke zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik geschlagen wird; gleichermaßen gelingt es, Studierende ebenso anzusprechen wie Lehrende, die im Unterrichtsalltag konkrete Fragen an die Fachdidaktik richten: Wie kann ich das Sprachverstehen als rezeptiven Vorgang fördern, ohne das aktive Dekodieren aus dem Blick zu verlieren? – Was bedeutet Kompetenzorientierung im modernen altsprachlichen Unterricht sowohl für den Lernenden als auch für den Lehrenden? Wie kann ich einen anspruchsvollen Lektüreunterricht in der Oberstufe gestalten, wenn die Lernenden sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen? Die Beiträge namhafter Fachdidaktiker wie z.B. Hans-Joachim Glücklich, Peter Kuhlmann und Rainer Nickel eignen sich in besonderer Weise für denjenigen, der Antworten auf die grundsätzlichen Fragen einer modernen Altsprachendidaktik sucht. Gleichwohl wird auch an konkreten Beispielen aufgezeigt, wie beispielsweise eine Lektüreeinheit in der Phase der kontinuierlichen Lektüre gestaltet sein kann: So zeigt Heike Wolf an einem Beispiel aus Ovids Metamorphosen, wie ein individualisierter Lektüreunterricht angelegt sein kann. Dabei berücksichtigt sie die Lernvoraussetzungen ebenso wie den Anspruch an einen bildungsrelevanten didaktischen Zugang. Die Begegnung mit einem anthropologisch-existenziellen Gegenstand wird dabei so geplant, dass die Lernenden die Möglichkeit erhalten, die Prozesse der Aneignung auf individuellem Wege zu leisten. Die Heranführung an lateinische Literatur wird mit Blick auf Ergebnisse einschlägiger Metastudien von J. Hattie konzipiert: z.B. Initiierung von Denkprozessen, Aktivierung und lerntypengerechte Hilfestellung als Kriterien der didaktischen Analyse.

Insgesamt bietet also der Sammelband „Ars Didactica – 1“ ein breites Spektrum von zentralen Themen der lateinischen Fachdidaktik. Anhand konkreter Beispiele aus dem Sprach- und Lektüreunterricht werden Mittel und Wege aufgezeigt, die dem Studierenden und Lehrenden gleichermaßen praktische Tipps und Hilfen für das Gelingen eines schülerorientierten Sprachunterrichts geben.

Der Sammelband ist im sog. Kartoffeldruck-Verlag in Speyer unter der ISBN 978-3-939526-24-7 im Jahr 2015 erschienen, umfasst 252 Seiten und 7 Farbabbildungen. Er kann zum Selbstkostenpreis  in Höhe von Euro 8,- erworben werden.

                   

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